Ride of Silence 2025 erinnert an verunglückte Radfahrende
Zum dritten Mal erinnerte am 21. Mai 2025 in Karlsruhe die Demonstration „Ride of Silence“ an Radfahrende, die bei Verkehrsunfällen getötet wurden. 55 Menschen nahmen teil.
Zum dritten Mal erinnerte am 21. Mai 2025 in Karlsruhe die Demonstration „Ride of Silence“ an Radfahrende, die bei Verkehrsunfällen getötet wurden. 55 Menschen nahmen teil.
Eingezwängt zwischen Rathaustreppe und dem Abbau einer Veranstaltungstechnik-Firma kamen Menschen, die täglich mit dem Fahrrad unterwegs sind, sich für sicheres Radfahren einsetzen oder Angehörige bei einem Unfall verloren hatten. Viele von ihnen trugen weiße Kleidung.
Jährlich werden in Karlsruhe bis zu drei Menschen beim Radfahren getötet, etwa 80 jedes Jahr schwer verletzt. Mit der Vision Zero hat die Stadt sich zum Ziel gesetzt, diese Zahlen langfristig auf Null zu reduzieren, verharrt aber seit 20 Jahren auf ungefähr demselben Niveau.
Die Demonstrationsroute führte zu den drei Orten, an denen im Vorjahr Radfahrende ums Leben kamen.
Auf dem Radweg des Adenenauerrings stieß ein Radfahrer mit einer entgegenkommenden Geisterradlerin zusammen. Parkende Autos auf der einen Seite, Laternenmasten auf der anderen und im Sommer oft auch noch hohes Gras schränken den Radweg auf unter zwei Meter ein. „Auch wenn der Verstoß gegen die Straßenverkehrsordnung – das Fahren entgegen der Fahrrichtung auf dem Radweg – ursächlich für den Unfall war, so ist es doch ein Beispiel dafür, was passiert, wenn ein Regelverstoß auf eine Infrastruktur ohne Sicherheitspuffer trifft“ so ADFC-Vorsitzende Tanja Dopf in ihrer Rede. Erst der Unfall und ein interfraktioneller Gemeinderatsantrag motivierten die Stadtverwaltung dazu, auf dem Seitenstreifen ein absolutes Halteverbot außerhalb der Spieltage des KSC anzuordnen. Dank des Einsatzes der Grünen im Gemeinderat sowie hartnäckigem Nachhalten des ADFC habe das Halteverbot mit entsprechender Beschilderung bewirkt werden können.
Neben der noch immer sichtbaren Unfallmarkierungen mit Sprühfarbe gedachten die Radfahrenden an der Kreuzung Linkenheimer Landstraße/Moldaustraße eines 84-jährigen Pedelec-Fahrers. Er war am 30. Oktober 2024 über einen rote Ampel gefahren, nachdem er zuvor noch angehalten hatte. Just in dem Moment kreuzte ein Pkw-Fahrer seinen Weg und rammte ihn frontal. Der Senior verstarb im Krankenhaus. In seiner Rede forderte ADFC-Vorstand Michael Reichert, dass die Grüne Welle der Linkenheimer Landstraße hinterfragt werden sollte. Sie verlängere die Wartezeit für den Querverkehr und provoziere damit Rotlichtverstöße wegen Ungeduld. Zur Beschleunigung des Kfz-Verkehrs sei sie nicht mehr zeitgemäß. Ob es ohne sie überhaupt Schleichverkehr gäbe, sollte mit einem Verkehrsversuch überprüft werden.
Ganz im Ungewissen bleibt der Hergang eines Unfalls am 29. Juni 2024 in der Kapellenstraße, bei dem vor Hausnummer 30 eine 56-jährige Radfahrerin stürzte. Die Unfallursache konnte nie aufgeklärt werden. Stadtverwaltung und Polizei waren sich aber sicher, dass die damals eingerichtete Baustelle nicht zum Unfall beitrug. Sie versperrte damals den Radfahrstreifen und zwang Radfahrende in den Gleisbereich. ADFC-Mitglied Christine Tisch schilderte: „Am Tag davor bin ich selbst dort entlang gefahren. Abends warnte ich meine Familie, dass dort gerade eine gefährliche Baustelle sei und man besonders aufpassen müsse.“
In vielen Städte weltweit erinnern Radfahrende am dritten Mittwoch im Mai an tödlich Verunglückte, so z.B. auch in Berlin, München, Frankfurt am Main oder Mönchengladbach.