ADFC kritisiert Digitalzwang an der Fahrradstation Süd
Ab Juni 2025 werden die Tickets für die Fahrradstation Süd am Karlsruher Hauptbahnhof nur noch digital angeboten. Der ADFC Karlsruhe kritisiert diese Umstellung als realitätsfern und mobilitätsfeindlich.
Menschen ohne Smartphone oder ohne digitale Affinität werden durch die Umstellung faktisch ausgeschlossen – ausgerechnet bei der letzten geschützten Abstellanlage am Hauptbahnhof.
Die Fahrradstation Süd war lange ein Vorzeigeprojekt für praktische, unkomplizierte Fahrradabstellung im Alltag. Doch mit der aktuellen Umstellung auf rein digitale Ticketlösungen droht sie, zum Negativbeispiel zu werden.
Bisher war es problemlos möglich, spontan und barrierefrei ein Fahrrad sicher abzustellen – mit Tages- oder Dauerkarten, direkt vor Ort am Automaten, ohne Smartphone, ohne Registrierung. Selbst Barzahlung war lange Zeit möglich, wurde jedoch bereits vor einiger Zeit abgeschafft.
Nun hat sich der Betreiber entschieden, ausschließlich Online-Tickets anzubieten. Ab Juni 2025 werden die bisherigen Papier- und Plastikkarten durch digitale eTickets ersetzt. Ticketkäufe vor Ort ohne Smartphone sind damit nicht mehr möglich. Eine vorherige Registrierung ist zwingend erforderlich.
„Spontan einfach das Rad sicher abstellen – das geht künftig nicht mehr. Das ist ein klarer Rückschritt für die Verkehrswende“, sagt Katrin Hillenbrand vom ADFC-Kreisvorstand.
Die Fahrradstation Süd ist die einzige geschützte Abstellanlage am Hauptbahnhof. Bereits 2024 war das Angebot durch die Schließung der Fahrradstation Nord um 443 Stellplätze reduziert worden. Nun wird auch die verbliebene Anlage durch digitale Zugangshürden für viele unbenutzbar – insbesondere für ältere Menschen, Tourist:innen oder Gelegenheitsradelnde.
Der ADFC sieht darin einen klaren Bruch mit dem Anspruch einer barrierefreien, inklusiven Mobilität. „Eine echte Verkehrswende muss alltagstauglich sein – für alle Menschen. Dazu gehört ein niederschwelliger Zugang, nicht die Pflicht zur App und zum Kundenkonto“, so Hillenbrand.
Man stelle sich vor, Pkw-Parkhäuser würden genauso behandelt: Einfach reinfahren? Undenkbar. Stattdessen müssten Autofahrende zunächst online ein Konto anlegen, sich registrieren und ein digitales Ticket buchen – sonst bleibt die Schranke unten. Was beim Auto undenkbar erscheint, soll für das Fahrrad plötzlich zumutbar sein.
Der ADFC hat die Karlsruher Fächer GmbH auf die Problematik hingewiesen und um eine Stellungnahme gebeten – bislang jedoch ohne Reaktion.