ADFC Ettlingen favorisiert weiter die Albstraße auf der Ost-West-Verbindung

(ig) Die geplante Ost-West-Verbindung für Radfahrende soll durch die Innere Pforzheimer Straße geführt werden? Das will eine Mehrheit im Gemeinderat. Der ADFC Ettlingen hält eine Verbindung durch die Albstraße für die bessere Idee.

Die Albstraße an der Engstelle
Auch an der engsten Stelle der Albstraße kommen Radfahrende und Flanierende bequem aneinander vorbei - selbst wenn Besucher auf der Albmauer sitzen © Ingo Günther

Den Fraktionen im Gemeinderat hatte die ADFC-Gruppe ihre Argumente noch vor der jüngsten Gemeinderatssitzung detailliert vorgetragen. Sie favorisiert, die Radfahrenden durch die Altstadt und die Albstraße zu führen. Dabei sieht sich der ADFC nicht nur vom Karlsruher Planungsbüro Koehler und Leutwein unterstützt, sondern auch von der klaren Faktenlage. Die von einigen Gemeinderäten vorgetragenen Argumente gegen die Albstraße kann der ADFC daher nicht nachvollziehen. 

 

 

Was aus Sicht des ADFC für die Route durch die Albstraße spricht:

 

  • Die Albstraße ist die kürzeste Verbindung auf der Querung von Ettlingen von Ost nach West. Und gleichzeitig diejenige, die die wenigsten Konflikte mit anderen Verkehrsteilnehmern erwarten lässt. Jede andere Routenführung würde den Weg verlängern, die Akzeptanz bei den Radfahrenden verringern und neue, teils gravierende Verkehrsprobleme aufwerfen.

     

  • Das Argument, die Albstraße sei für den Radverkehr zu eng, hält der ADFC für falsch. Es gibt in der Tat eine Engstelle zwischen Färbergasse und Hirschgasse. Doch handelt es sich dabei um eine Strecke von lediglich 50 Metern. Sie ist bereits jetzt als "für Radfahrer frei" gekennzeichnet. Das bedeutet, dass Radfahrer dort nur im Schritttempo fahren dürfen. Nach der Beobachtung des ADFC verhalten sich Radfahrende an dieser Stelle sehr rücksichtsvoll. Probleme sind dem ADFC nicht bekannt. Bereits seit Jahren werden Fernradwege durch die Albstraße geführt, ohne dass gehäuft Konflikte aufgetreten wären.

     

  • Auf der Albstraße sind zu den meisten Tageszeiten weder eine große Zahl von Radfahrern noch Massen von Fußgängern unterwegs. Allenfalls abends sowie am Wochenende sitzen Erholungssuchende bei schönem Wetter auf der Albmauer. Viele von ihnen kommen übrigens selbst mit dem Rad.

     

  • Andere kombinierte Fuß- und Radwege in Ettlingen sind deutlich enger als die Albstraße. Keineswegs ist die Albstraße, wie im Gemeinderat laut Badischen Neuesten Nachrichten vom 15. Mai 2021 vorgebracht, an der Engstelle "so schmal, dass nicht einmal zwei Kinderwagen aneinander vorbeikommen". Auf anderen Kombi-Wegen in Ettlingen haben Fußgänger und Radfahrer deutlich weniger Platz, wie etwa auf der Pforzheimer Straße zwischen Durlacher Straße und Lauerturmkreisel sowie auf der Rheinstraße zwischen Wasenstraße und Bulacher Straße.

     

  • Das Kopfsteinpflaster in der Albstraße stellt für Radfahrende kein Problem dar. Die Behauptung, wegen des Belags sei die Albstraße für Radfahrende ungeeignet, ist schon deshalb äußerst schwach, weil auch die jetzt vorgeschlagene Alternativroute über die Innere Pforzheimer Straße mit Kopfsteinpflaster versehen ist.

     

     

Warum die Route durch die Innere Pforzheimer Straße nach Meinung des ADFC ungeeignet ist:

 

  • Der Weg über den Lauerturmkreisel stellt für Radfahrende eine erhebliche Gefahr dar. Schon jetzt werden sie dort regelmäßig von Autofahrern übersehen. Oder diese nehmen ihnen mit dem Recht des Stärkeren bewusst die Vorfahrt. Nach der derzeitigen Regelung müssten Radler den Kreisel zudem in einem 270-Grad-Bogen umrunden und dabei gleich dreimal die stark befahrenen Straßen überqueren. Hinzu kommt, dass sich der Autoverkehr am Kreisel aus allen Richtungen zu Stoßzeiten regelmäßig staut. Rad- und Fußwege sind dann zugestellt, so dass keine Durchfahrt und kein Übergang möglich ist.

     

  • Eine radfahrerfreundliche Lösung ist am Lauerturmkreisel nicht in Sicht. Würde es Radfahrenden gestattet, von der Inneren Pforzheimer Straße direkt auf den Radweg an der Schillerstraße Richtung Mühlenstraße zu wechseln, wären sie erst recht gefährdet. Autofahrer auf der Schillerstraße müssten dann mit Radfahrern von links und von rechts rechnen. Damit wären sie nach den bisherigen Erfahrungen mit großer Wahrscheinlichkeit überfordert. Aus Sicht des ADFC würde das schwere Unfälle provozieren. Das hat offensichtlich auch die Verkehrsbehörde bisher so gesehen - daher ist dieser Weg ja durch Verkehrszeichen ausdrücklich gesperrt.

     

  • An der Kronenstraße würde es gehäuft zu riskanten Situationen kommen. Die Einfahrt zur Altstadt müssten Radfahrende auf dem Weg über die Innere Pforzheimer Straße überqueren. Doch herrscht hier vor allem bei Stoßzeiten tägliches Chaos. Lieferverkehr, Paketdienste, Hotelgäste, Parkplatzsuchende und Altstadt-Anlieger fahren ein und aus. Die Kundschaft des Einzelhandels ignoriert die Parkregeln und stellt ihr Fahrzeug "mal kurz" im Halteverbot (sowie, nebenbei bemerkt, leider auch auf den Behinderten-Parkplätzen) ab oder parkt in zweiter Reihe. Ein- und ausfahrende Autofahrer werden dadurch irritiert und behindert. In der oft unübersichtlichen Situation sind sie stark abgelenkt. Dadurch würden auch Radfahrende an dieser Stelle erheblich gefährdet. Nicht selten blockieren zudem Falschparker die Innere Pforzheimer Straße. Der ADFC konnte bisher nicht beobachten, dass die Ordnungsbehörden konsequent gegen die zahlreichen Verkehrsverstöße in der Kronenstraße vorgehen.

Johannes Kloppenborg, Sprecher des ADFC Ettlingen, kommentiert: "In der Abwägung ist die Albstraße auf der Ost-West-Route definitiv für alle Verkehrsteilnehmer die sicherste Variante. Es ist für uns völlig unverständlich, dass sich eine Mehrheit im Gemeinderat dagegen ausspricht." Dass eine Radverbindung, die bereits seit vielen Jahren nahezu konfliktfrei funktioniert, nun zum "Nadelöhr" erklärt werden soll, könne nur verwundern.

Kloppenborg fügt hinzu: "Die Altstadt darf nicht zum Sperrgebiet für Radfahrende werden." Es müsse doch vielmehr im Interesse der Stadt sowie des Ettlinger Einzelhandels und der Gastronomie sein, die Altstadt für Radler*innen zu öffnen, die zahlreich als Ausflügler und Tagesgäste für Umsatz in der Geschäftswelt sorgen. Kloppenborg ergänzt: "Radfahrer sind auch Kunden." Dass der Gemeinderat offensichtlich dennoch die Radfahrenden über eine höchst gefährliche Route um die Ettlinger Altstadt herumleiten will, kann der ADFC daher nur mit Kopfschütteln quittieren.


https://karlsruhe.adfc.de/neuigkeit/adfc-ettlingen-favorisiert-weiter-die-albstrasse-auf-der-ost-west-verbindung

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